Pretty in Pink

Was blüht denn da?

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Wimmelbild am Straßenrand

Rasenmähen zählt ganz klar nicht zu unseren Lieblingsbeschäftigungen unter den Gartenaktivitäten. Zu laut, bei 1.000 qm nicht wirklich ein Spaßfaktor und außerdem steht hinterher keine Blume mehr. Dumm für die Insekten. Im vergangenen Jahr haben wir deshalb das Experiment gewagt, komplett aufs Rasenmähen zu verzichten. Daraus ließen sich drei Erkenntnisse gewinnen:

  1. Gras und Wiesenpflanzen erreichen nur eine gewisse Höhe und wachsen nicht über unsere Köpfe.
  2. Neuen wilden Pflanzen gelingt es, bei uns Fuß zu fassen und sich zu verbreiten.
  3. Erstaunlich viele davon blühen pink-rosa-violett

Eine dieser Pflanzen ist das Gefleckte Lungenkraut Pulmonaria officinalis (auch bekannt als: Lungenwurz, Echtes Lungenkraut, Arzneilungenkraut, Fleckenkraut, Blaue Schlüsselblume, Fuchslungenkraut, Hirschmanngold, Unsere-lieben-Frauen-Milchkraut, Hirschkohl, usw.). 2019 bin ich ihm in unserem Garten zum ersten Mal begegnet und in diesem Jahr ist es bereits in mehreren Ecken zu finden.

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Aus Rosa wird Blau. Vorne lugt schon ein zartes Waldmeisterpflänzchen ins Bild.

Zum Frühlingsanfang, wenn auf der Wiese noch nicht allzu viel blüht, ist die hübsche Pflanze mit den violetten Blüten und den auffällig getupften Blättern kaum zu übersehen.

Pulmo ist das lateinische Wort für Lunge. Mit etwas Fantasie kann man die weiß getupften Blätter als Lunge mit ihren Bläschen interpretieren. Und so wundert es nicht, dass das Lungenkraut in der Volksmedizin – neben Blasenleiden und der Wundheilung – hauptsächlich als Tee bei Halsschmerzen, Heiserkeit, Erkältungskrankheiten und Husten zum Einsatz kommt.

Und nein, ich bin nicht etwa farbenblind. Junge Lungenkraut-Blüten sind rosafarben und wechseln erst später in das leuchtendes Blau. Der Ph-Wert des Zellsaftes verändert sich im Lauf des Erblühens von sauer nach basisch und sorgt für die wechselhafte Blütenfärbung. Beweis: Der kleine Nachzügler rechts unten im Bild.

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Hummeln willkommen!

Ein zuverlässig wiederkehrender Mitbewohner im Garten ist die Purpurrote Taubnessel Lamium purpureum. Dort, wo man sie nicht jätet, wächst sie ziemlich häufig, in diesem Jahr fast schon flächendeckend. Das freut Insekten und Menschen. Bienen und Hummeln sind auf Frühblüher wie die kleine, genügsame Taubnessel angewiesen. Zum Glück treibt sie immer wieder aus, so dass wir den Krabblern im Frühling einfach den Vortritt lassen und uns dann später im Jahr bedienen. Als Heilpflanze ist die Taubnessel in der Frauenheilkunde zuhause, sie regt die Nieren an und macht sich auch auf dem Speisezettel äußerst gut – z.B. im Salat, im Smoothie oder in der Suppe. Aus den kleinen Blüten kann man sogar einen Sirup kochen.

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Erst nach der Blüte zeigt das Silberblatt, woher es seinen Namen hat.

„Die Bestände umfassen häufig eine beträchtliche Zahl von Einzelpflanzen“, kann man bei der Recherche über Lunaria annua L., dem Einjährigen Silberblatt nachlesen. Diese Aussage lässt sich mit einem Blick über den Gartenzaun bestätigen. Während sich zu uns in den Garten nur ein paar vereinzelte Pflanzen verirrt haben, sieht es auf der anderen Seite des Waldweges ganz anders aus.

Ursprünglich aus Südosteuropa „eingewandert“, gilt das einjährige Silberblatt in Deutschland als Neophyt mit Status „auf dem Weg zur Einbürgerung“. Deshalb ist es auch nicht in unserer Kräuterheilkunde zu finden. Der Neuankömmling ist jedenfalls schon jetzt häufiger, als sein einheimischer Verwandter Lunaria rediviva L.

Später im Jahr soll das Silberblatt dann seinem Namen alle Ehre machen. Dann trägt es seine Samen in einer silbernen, scheibenförmigen Schote zur Schau, die ihm  Beinamen wie Silbertaler oder Judas-Silberling. Mit denen sät es sich dann eigenständig wieder aus. Sehr wahrscheinlich also, dass wir in den nächsten Jahren noch mehr von den leuchtend violetten Blüten zu sehen bekommen.

Sommerhaus zwischen Corona und Bauarbeiten

Merkwürdige Zeiten im Jahr 2020

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Die Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum) übernimmt bis auf weiteres den Garten.

3 – 2 – 1…. Frühling! In der kommenden Woche soll es endlich dauerhaft über 10 Grad warm werden. Das heißt: Unser kleines Haus wird langsam bewohnbar. Viel länger hätte es nicht dauern dürfen und das hat zwei konkrete Gründe:

1. Die Bauarbeiten im Haus unserer Stadtwohnung erreichen demnächst das Stockwerk über uns. Was bislang ein verschlafener, leerstehender Dachboden war, wird dann eine laute Baustelle.

2. Die Ereignisse rund um den weltweiten Ausbruch des Corona-Virus COVID-19 überschlagen sich. Unser ganzes Leben spielt sich momentan in den eigenen 4 Wänden ab. Wenn dort allerdings Baustelle ist, hat man insbesondere arbeitstechnisch Pech gehabt. Und so rettet uns unser kleines Haus am See in den kommenden Wochen zumindest die Nerven.

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Nachdem der Nachbar seine Bäume gestützt hat, haben wir einen guten Blick aufs Feld nebenan. Dort macht sich bereits die erste Getreideernte startklar.

Etwas schlauer sind wir auch wieder geworden: Die Imkerei gilt als systemrelevant und die Bienen dürften auch dann versorgt werden, wenn es zu einer Ausgangssperre käme. Dazu eine Stellungnahme des Deutschen Imkerbundes.

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Wo gehts zur Rapswiese?

Eines der Bienenvölker hat in den langen Wintermonaten Federn gelassen. Viel mehr Bienen als auf dem Foto sind nicht mehr übrig. Wir zählen die Tage bis der Nektar endlich in Strömen fließt und feuern das schwache Volk an: „Jetzt habt ihr es durch den langen Berliner Winter geschafft, haltet noch ein paar Tage länger durch!“

Ebenfalls nur noch ein paar Tage dauert es, bis Timurs Buch zu kaufen ist. Wahrscheinlich ist es gar schon erhältlich, wenn du dies liest. Wer sich ein Exemplar sichern will, kann das zum Beispiel direkt über den Verlag tun. Die Buchhandlung an der Ecke hat ja – Corona sei geschimpft! – momentan leider geschlossen. Dafür hat man umso mehr Zeit, mal wieder ein Buch zu lesen.

Damien Wynne und Ernst Timur Diehn: Entdecke den Himmel auf Erden

So weit ist es gar nicht bis in den Himmel…. Wie jedes Buch mit Eso-Inhalt, das etwas auf sich hält, ist auch Timurs Buch strikt in Rosa/Lila/Blau gehalten.

Blog-Faulheit

Wenigstens ein Sammel-Update

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Solange die Sonne scheint, blüht es im Garten. Beweisfoto vom 4.November.

Rose gefällig, lieber Leser? Schön, dass du diesem Blog die Treue gehalten hast, obwohl hier seit Monaten nichts los war. Damit hast du dir die letzte Herbstrose aus dem November redlich verdient.

Was war los bei uns? Wir haben uns größtenteils locker gemacht. Nach einer langen, arbeitsintensiven Saison im Vorjahr war bei uns ein bisschen der Ofen aus. Im Sommer 2018 standen daher die Sonnenliegen im Mittelpunkt und im Werkzeugschuppen kehrte Ruhe ein.

Komplett? Nein, das wäre auch wieder gelogen.
Die Küchentür bekam eine kleine Veranda, die mittlerweile sogar ausgegossen und mit einem Dach versehen ist.

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Es muss nicht immer alles eckig sein…

Und natürlich gab es auch einiges zu ernten, zum Beispiel der Klassiker Holunderbeeren. Die Beeren liefern uns einen bitteren Saft, den der Kombucha im Winter zur Zweitfermentation vorgesetzt bekommt. Allerdings sollte man aufpassen, wie man den Saft lagert, damit nicht etwa eine Flasche explodiert und der Küche einen neuen Look verpasst. Aber das ist eine andere Geschichte… 😉

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Ein ganzer Eimer Holunderbeeren.

Schöne Erinnerungen an sonnige Tage kann man ja momentan nicht genug haben. Zum Glück war das Jahr 2018 damit äußerst freigiebig. Die warme Jahreszeit dauerte buchstäblich von Mitte März bis tief in den Oktober. Und während wir jetzt in der Stadt in unserer warmen Wohnung sitzen, sind schon gespannt, was das Jahr 2019 für uns bereithält.

Die ersten Pläne gibt es auch schon:

  • die kleine Veranda vor der Küchentür und ihr Dach wollen fertiggestellt werden
  • der Wintergarten auf der anderen Seite bekommt einen bunten Fliesenboden
  • das Bienenvolk, das in diesem Jahr auf seinem eigenen Honig überwintern darf, kommt hoffentlich stark aus dem Winter und wird geteilt
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Mein Bienenvolk ist nicht gerade das friedlichste. Dafür ist es zäh und robust.

Na dann kann der Frühling ja kommen. Eine neue  Beute für den Ableger steht schon bereit.

Erste Ernte

…und ein Kombucha-Experiment mit Maikräutern

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Jetzt fehlen nur noch die Erdbeeren zum Rhabarber

Manche Pflanzen wachsen bei uns im Garten ganz von alleine. Zwei Beispiele zeigt das obige Bild: Wir haben mehrere Ecken, in denen gerade der Waldmeister blüht und unter dem Sauerkirschbaum sprießt Jahr für Jahr eine kleine Kolonie Rhabarber.

Während die Weiterverarbeitung des Rhabarbers nicht viel Nachdenken erfordert, sieht die Sache mit dem Waldmeister schon etwas anders aus. Als Low-Carb-Esser und Brotvermeider fällt Gelee schon mal flach. Und da der Gatte wenig bis keinen Alkohol trinkt, kann man auch mit Maibowle nicht unbedingt punkten. Was also tun? Den Waldmeister in Frieden verblühen lassen?

Vor einiger Zeit hat eine Berliner Kombucha-Manufaktur angeregt, Kombucha mit Brennnesseltee anzusetzen. Warum also nicht noch einen Schritt weitergehen und eine Mixtur aus Brennnesseln und Waldmeister probieren? Und so nimmt ein Experiment seinen Lauf, über dessen Ausgang erst in zwei Wochen Klarheit herrschen wird. Findet der Scoby Brennnesseln gut? Kommt er mit dem Waldmeister klar?

Wir werden sehen…

Waldmeister

Eigentlich sollte man ihn vor der Blüte ernten. In der schattigsten Ecke blüht er auch noch nicht. Aber mit Blüten ist er einfach fotogener.

Erster Schritt:

Waldmeister-Sirup

Waldmeister-Wackelpudding war als Kind meine absolute Lieblingssorte. Waldmeister-Sirup kommt direkt dahinter. Man sollte es ruhig selbst ausprobieren, wenn man es nicht glaubt. Geschmack und Duft sind wirklich intensiv. Hinzu kommt: Waldmeister-Sirup ist auch für relative Anfänger der Kräuterküche ein ziemlicher Selbstläufer. Man braucht nur Zutaten, die eine normale Küche sowieso hergibt: Wasser, Zucker und eine Zitrone. Auf

  • einen Liter Wasser nimmt man ungefähr
  • 400 g Rohrzucker
  • 40 g Waldmeister
  • 1 Zitrone

Um sein Aroma zu „wecken“, muss man den Waldmeister erst mürbe machen. Dazu kann man ihn bei 50 bis 60 Grad eine Stunde lang in den Backofen packen. Alternativ steckt man ihn ähnlich lange ins Gefrierfach oder lässt ihn über Nacht welken. In allen drei Fällen werden die Zellen aufgebrochen. Der Duft kann entweichen.

Jetzt muss man nur noch den Rohrzucker im Wasser aufkochen lassen, gibt den Waldmeister und die geschnittene Zitrone dazu und lässt den Sirup über Nacht stehen. Absieben, nochmals kurz aufkochen und in Flaschen abfüllen.

 

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Teeglas im Gegenlicht. Kombucha kann so ästhetisch sein.

Zweiter Schritt:

Brennnesseltee

Brennnesseln treiben mehrmals im Jahr aus. Allerdings spürt man im Frühling am intensivsten ihre unbändige Kraft. Sobald die ersten Pflänzchen ihre Köpfe zeigen, landen sie auch schon in unserem Mixer und kommen als grüne Smoothies wieder zum Vorschein. Oder sie werden zu Tee verarbeitet.

In den Ansatz für 5 Liter Tee für Kombucha wandern neben den oberen Trieben von 10 Brennnesseln mit drei Blattpaaren auch noch 10 g Grüntee. Futter für den Scoby kommt in Form von 200 g Rohrzucker und 150 ml Waldmeistersirup daher.

Jetzt muss der Tee nur noch abkühlen, dann kann der Scoby zurück ins Glas.

 

Pflanzen und Jäten

Giersch zum Sattessen und ein Mayabeet

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Es grünt so grün

„Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus“ lautet die erste Zeile eines alten Frühlingsgedichtes von Emanuel Geibel. Man möchte hinzufügen: „Nicht nur die Bäume!“. Wenn die Natur erwacht, dann macht sie keine halben Sachen.

Neben den Bäumen schlagen auch die Wildkräuter im Garten aus, wie es ihnen beliebt. Den Mücken am Gorinsee sagt der Sommer im Frühling ebenfalls zu. Nur das Gemüsebeet legt sich nicht von alleine an.

Es muss also schleunigst nachgeholfen werden. Während im letzten Jahr der Fokus stark auf dem Fachbereich „Renovieren“ lag, gibt es in diesem Jahr keine Ausreden mehr.

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Schwester Martina pflanzt die „drei Schwestern“

Wir haben einen sehr bröseligen, sandhaltigen Boden, der einst einem Waldgebiet abgetrotzt wurde. Zum Glück gibt es nebenan einen Reiterhof, der den anliegenden Hobbygärtnern die Hinterlassenschaften der Pferde regelmäßig in einer Schubkarre zur Verfügung stellt. Man muss sie nur abholen. Auch bei den Kompostwürmern in der Küche war endlich Erntezeit und so beginnen unsere Beetpflanzen ihr Gartenleben auf einer Grundlage aus Pferde- und Würmerkacke. Wohl bekomms!

Eine zentrale Rolle soll dabei ein so genanntes Indianer-, Azteken- oder Maya-Beet spielen, eine Mischkultur aus Mais, Bohnen und Kürbis, wahlweise auch Zucchini. Der Mais dient den Bohnen als Rankhilfe. Die Bohnen – Legumiosen, die sie sind – stellen dem Mais Stickstoff aus der Luft im Erdreich zur Verfügung. Die Kürbisgewächse sorgen mit ihren großen Blättern dafür, dass der Boden nicht austrocknet.
Wir sind gespannt!

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Giersch im Balkonkasten. Für den grünen Smoothie unter der Woche, in der wir Stadtmenschen sind.

Während die zarten Pflänzchen aus der Vorzuchtvitrine auf dem Stadtbalkon ihre ersten Erfahrungen als Gartenpflanzen machen, ist der Giersch da schon einen Schritt weiter. Der halbe Garten sieht aus wie eine Giersch-Zuchtstation. Aufessen hilft da nur noch bedingt weiter. Trotzdem ist es den Versuch wert. Zum Beispiel in Suppenform.

Suppenbrühe kann man selbst herstellen, indem man Gemüsereste im Gefrierfach sammelt und auskocht. Damits nicht bei der Brühe bleibt, braucht man außerdem noch:

  • eine Zwiebel
  • einige Knoblauchzehen
  • zwei Handvoll junge Gierschblätter
  • eine Süßkartoffel
  • ein Pächchen Räuchertofu
  • nach belieben weiteres Grünzeug, wie Porree, Kohl oder Mangold aus dem Supermarkt oder Hopfenspargel, Brennesseln oder Gundermann aus dem Blumenbeet
  • Salz, Pfeffer, Pul Biber

 

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…und ein Vordach, unter dem man das Abendessen genießen kann!

 

 

Aprilsommer

Mit Vollgas in die Gartensaison

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Kirschblüte hinter dem Haus

Wie hieß noch einmal die Jahreszeit zwischen Bibber-Temperaturen und Badewetter? Ach ja: Frühling!

Schön, dass die Erinnerung noch nicht allzu schwer fällt. Irritiert ist man dieser Tage trotzdem. Passiert nicht allzu oft, dass die Flipflops schon aus dem Winterquartier zurück sind und die Daunenjacke noch am Kleiderhaken hängt. Der Übergang von Winter zu Sommer ging aber auch schnell. Wie soll man da hinterherkommen? Schließlich hat man ja auch noch anderes zu tun. Während wir in Sachen Hausrenovierung aktiv waren, hat der Giersch still und heimlich den ganzen Garten übernommen. Da hilft auch kein Aufessen mehr. Großflächiges Jäten ist die Aktion der Stunde.

 

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Wimmelbild für Fortgeschrittene: Ja, was wächst denn da?

Zum Glück ist Giersch nicht die einzige Pflanze, die sich vermehrt hat. Noch ist der Bewuchs spärlich, aber es scheint gelungen zu sein, Bärlauch in unserem Garten heimisch zu machen. Die paar Pflänzchen, die ich im vergangenen Jahr aus Versehen samt Zwiebel aus der Erde gepflückt habe und eingepflanzt habe, sind nicht nur zurück, sondern das auch noch in doppelter Mannschaftsstärke. Sogar erste Knospen sind bereits zu sehen. Mindestens 10 Pflänzchen sprießen unter dem Sauerkirschbaum. Bis zum ausgewachsenen Bärlauchfeld ist es zwar noch ein weiter Weg, aber man wird ja wohl hoffen dürfen.

Die Bienenkönigin hat sich bei der Durchsicht des Volkes auch gezeigt. Damit ist klar: Sie hat den Winter überstanden – und mit Futter in der Futtertasche, einer neuen Generation bereits verdeckelter Brut in den Startlöchern und dem Blütenmeer vor der Haustür kann jetzt eigentlich nichts mehr schief gegen. Die erste Bienenüberwinterung ist geglückt.

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Der Mai muss noch kommen, die Bäume schlagen längst aus.

 

Weihnachtsbäckerei

Lebkuchen ohne Reue

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Weil die Frage schon aufkam: Die grünen Punkte sind keine Pistazienfragmente, sondern Brennnesselsamen. Die schmecken auch nussig.

Im Dezember hat der Garten Sendepause. Endlich Zeit, sich anderen Haupt- oder Nebensächlichkeiten zu widmen, zu denen man während der grünen Saison nicht kommt. Backen, zum Beispiel.

Das heutige Rezept schlägt mal wieder mehrere Fliegen mit einer Klappe: Es beendet die winterbedingte Flaute auf diesem Blog. Dann unterstüzt es mich beim Ausbau meiner kulinarischen Fähigkeiten, die sich bislang hauptsächlich auf die Herdplatten beschränkt und den Backofen geradezu sträflich vernachlässigt haben. Und drittens versorgt uns das Ergebnis mit leckeren Süßigkeiten, die sich sowohl als Geschenk, als auch als Stollen-Ersatz auf der Kaffeetafel eignen.

Muss denn Naschen Sünde sein? Die Antwort lautet: Ganz und gar nicht. Wenn man die einfachen Grundregeln „Kein Zucker“ und „Kein Getreide“ beachtet, ist man schon ziemlich weit auf der sicheren Seite. Und weil Herausforderungen das Leben bereichern, dürfen es statt schnöder Plätzchen gleich Lebkuchen sein. Eine Zutatenjagd mit zahlreichen Exoten auf der Einkaufsliste nimmt ihren Lauf. Sündenfrei Naschen kann ein klein wenig anstrengend sein.

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Zutatenliste nach Gusto abwandeln? Kein Problem. Ich bin auch vom Ursprungsrezept abgewichen, wie ein entgleisender Zug: „Ach, das könnte eigentlich auch noch rein!“ Hat man erst einmal angefangen, selbst zu experimentieren, gibt es kein Zurück mehr.

Zitronat und Orangeat gehören zur Weihnachtsbäckerei wie Kugeln an den Baum.Wie dumm nur, dass beides durch Zugabe exorbitant hoher Mengen Zucker zu den namensgebenden Früchten hergestellt wird. Das Ergebnis eines mehrwöchigen Experiments mit in Erythrit eingelegten Schalen, sieht man in der gelben Box im Vordergrund. Geschmacklich hat es definitiv überzeugt.

Und was kommt sonst noch rein?

  • 2 Eier
  • 150g Erythrit
  • „Zitronat“ und „Mandarinat“ aus jeweils 2 Früchten, 3 Wochen in Erythrit eingelegt und anschließend mit dem Mixer geschreddert
  • 1 Handvoll Walnusskerne, zerdrückt
  • 200g Haselnusskerne, gemahlen
  • 200g Mandelstifte
  • 200g Kokosmehl
  • 50g Kakaopulver
  • 100g Butter
  • 100g Kokosöl
  • 1 EL Pottasche
  • 2 TL Lebkuchengewürz
  • 1 EL Rum
  • 1 Fläschchen Bittermandelaroma
  • Vanille, Zimt, Nelken nach Geschmack
  • 7 cm Oblaten

Kokosöl und Butter erwärmen, Pottasche in etwas Wasser auflösen. Anschließend alle Zutaten zusammen für eine kurze Runde in den Mixer packen. Teig einige Stunden ruhen lassen. Teig auf Oblaten, Oblaten auf Backblech, Backblech in den Ofen. Dann etwa 20 Minuten bei 220°C mit Ober- und Unterhitze backen.

Für den untimativen Schokokick sorgt eine Tafel 85%ige Schokolade, die als Glasurersatz dient. Mit einem frischen Baustellenpinsel (Backexperten haben sicher einen richtigen Backpinsel parat) aufpinseln. Schokoladenverschmierten Topf dem Gatten zum Auslecken reichen. Lebkuchen abkühlen lassen. Fertig.

Frohe Weihnachten 2017!

Kombucha, Kefir & Co.

Wir haben da einen im Tee!

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Platz da! Zum Glück haben wir nach der Renovierung jetzt zwei funktionierende Küchen. In unserem Haus am See ist der Kombucha auch schon längst heimisch.

Eines schönen Tages stand unser Freund Stefan aus Leipzig in der Tür und hielt in seinen Händen ein großes Glas. Darin schwappte eine bräunliche Brühe, auf deren Oberfläche ein beige-rosiges Etwas dümpelte, das entfernt an eine Qualle nach einem missglückten Landgang erinnerte. Und schon war es geschehen: Der Kombuchapilz nahm Einzug in unsere Küche.

Genau genommen ist das, was da oben schwimmt, gar kein Pilz, sondern eine sybiotische Kolonie von Hefen und Essigsäurebakterien. Aber „Pilz“ klingt letztendlich doch irgendwie appetitlicher. Seitdem er da ist, haben wir auch wieder Zucker im Schrank, denn das ist der Treibstoff für die Magie, die er entfaltet. Die natürliche Lebenswelt des Scobys (Symbiotic Culture Of Bacteria and Yeast), wie die glibberige Scheibe im Fachjargon heißt, ist nämlich ein stark gesüßter Tee.

Natürlich blieb unser Kombucha-Glas nicht lange alleine: Nach der Paleo Convention im Sommer fand sich ein vergessenes Starterset Wasserkefir im Kühlschrank. Auf die Frage „Wohin mit den kleinen Kristallen?“ konnte die Antwort nur lauten: „Ab damit in ein großes Glas!“

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Wasserkefir ganz klassisch angesetzt: Zucker, Trockenfrüchte und Zitronen

Nähern wir uns also der Materie von der praktischen Seite:

Womit süßen?

Auf fast jeder Seite, die sich mehr oder wenig professionell mit fermentierten Drinks auseinandersetzt, findet man lange Listen mit verschiedenen Süßmitteln. Arbeitet man sie durch, kommt man am Ende wieder bei Zucker heraus. Ob man den weißen Haushaltszucker verwendet oder braunen Rohrzucker verwendet ist Geschmacks- und Ansichtssache. Flüssige Süßmacher, wie Honig oder Melasse taugen bestenfalls als Beimischung. Zuckerersatzstoffe von Stevia bis Erythrit finden Scoby und Kefirkristalle ungenießbar. 80 bis 100 g Zucker pro Liter sind übliche Mengen.

Welcher Tee?

Bei der Zusammenstellung der Aufgussmischung darf man wesentlich kreativer ans Werk gehen, als bei der Wahl des Süßstoffs. Grüner oder schwarzer Tee sollten jedoch in jedem Fall dabei sein. Auch die persönlichen Lieblingskräuter dürfen mit in den Tee. Bei uns sind das zum Beispiel Brennessel, Ginkgo und Zitronengras. Früchtetees sind ebenfalls erlaubt. Nur bei Pflanzen mit einem hohen Anteil ätherischer Öle ist Vorsicht geboten. Aber auch hier macht die Dosierung das Gift.

Wozu Obst?

Auf den Fotos deutlich zu erkennen: Im Wasserkefir-Glas schwimmen Zitronenscheiben und auf den Kristallen liegen dunkle Kugeln, die verdächtig nach Trockenpflaumen aussehen. Wasserkefir braucht Früchte als Stickstoffquelle. Der Klassiker sind Feigen, aber im Prinzip sind alle Sorten Trockenobst und sogar frische Früchte denkbar. Erlaubt ist, was das Vorratsregal hergibt – vorausgestzt, das Obst ist ungeschwefelt. Das mögen die Kulturen nämlich nicht so gerne. Wer auf Nummer Sicher gehen will, holt sich (so wie wir) ein Dörrgerät ins Haus. Praxistipp: Je größer die Früchte sind, desto einfacher hat man es später, wenn man sie wieder herausfischen muss. Das habe ich aus meinem letzten Experiment mit Goji-Beeren gelernt. Und: Die nächste Holunderblüte kommt bestimmt!

Beim Kombucha lautet das magische Wort „Zweitfermentierung“. Hier kommt Obst erst dann ins Spiel, wenn das fertige Getränk bereits in Flaschen abgefüllt ist. Dabei entsteht Kohlensäure, es wird also sprudeliger. Und falls man auf die Idee kommt, bei diesem Prozess nochmals Zucker beizumischen, kann auch der Alkoholgehalt deutlich steigen. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt…

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Unser Dritter im Bunde: Milchkefir zwischen zwei Arbeitseinsätzen

Und warum eigentlich?

Wäre ja noch schöner, wenn man Forschungsgelder in ein Produkt investieren würde, das Jedermann und jede Frau in der heimischen Küche selbst herstellen kann. Wo für die Pharmaindustrie kein Profit zu machen ist, hinkt die Wissenschaft naturgemäß hinterher. Auch aus diesem Grund ist es streng verboten, an dieser Stelle Gesundheitsversprechen abzugeben. Vielleicht zahlt sich der Versuch, die träge Verdauung, das schwächelnde Immunsystem oder den Stoffwechsel mit Hilfe von fermentierten Getränken auf Trab zu bringen, aus. Vielleicht auch nicht. Warum nicht einfach einen Selbstversuch wagen? Im fernen Osten setzt man jedenfalls schon seit Tausenden von Jahren auf die gesundheitsfördernde Wirkung des Kombucha-Tees.

Was ihm alles nachgesagt wird? Antioxidativ (Polyphenole!), antibakteriell und blutzuckerregulierend soll er sein. Organische Säuren, Enzyme, Vitamine (darunter das bei Veganern begehrte B12!), Mineralstoffe und Spurenelemente schwimmen umher. Und das Wichtigste: Er schmeckt gut! Bei uns hat sich eine Mischung aus selbstgemachter Zitronenlimonade (Mineralwasser mit Kohlensäure, Erythrit nach Geschmack und Zitronensaft) durchgesetzt, die dann mit einem Glas Kombucha oder Wasserkefir pro Liter verfeinert wird.

Selbstverständlich darf in einem Küchenbeitrag ein Rezept nicht fehlen. Wie wäre es zum Beispiel mit diesem Ansatz, den unser Kombucha ziemlich gerne mag und der auf die Größenordnung eines 5-Liter-Glases zugeschnitten ist?

 

  • 15 g grüner Tee
  • 15 g schwarzer Tee
  • 10 g Zitronengras
  • 10 g Ginkgo-Tee
  • 200 g Rohrzucker
  • 100 ml Holundersirup

Zwei Wochen ziehen lassen, abfüllen und genießen.

Wer in unserer Nähe wohnt, ist herzlich eingeladen, sich einen Ableger unseres Scobys oder der Kefirkristalle abzuholen. Für alle anderen gibt es zum Beispiel das Rundum-Sorglos-Paket
mit biozertifizierten Zutaten als (Achtung: Gleich kommt ein Affiliate-Link!) Original Kombucha Set mit vitalem Kombuchapilz und Starter für bis zu 3 L pro Ansatz mit einfacher Anleitung, Rezept und Erfolgsgarantie von Fairment® – inclusive Scoby, Glas und Gelinggarantie.

 

 

 

 

 

Brennnesselernte

Samen für die Winterküche

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Der Optimalfall: dicke Samen, leicht angetrocknet und noch nicht abgefallen

Es ist wieder an der Zeit, die Vorräte für die kalte Jahreszeit aufzufüllen. Vom 15. August bis zum 8. September dauert der so genannte „Frauendreiziger“, die Hauptsammelzeit für Kräuter, Wurzeln und Früchte. Eine gute Freundin unseres Hauses, die Brennnessel, biegt sich gerade unter dem Gewicht ihrer Samen. Zum Glück ist sie auch nicht allzu schwer zu finden – so auch am Wegesrand rund um unseren Garten.

Wo will man anfangen, um die vielfältigen Wirkungen der Brennessel zu beschreiben? Und wo aufhören?

Die Brennnessel wirkt blutreinigend, entgiftend und harntreibend. Ihre Samen sind äußerst proteinreich und enthalten Linolsäure sowie Mineralien wie Kalium, Eisen und Kalzium. Hinzu kommen die Vitamine A, B, C und E. Aufgrund Ihrer anregenden Wirkung sind sie auch als natürliches Aprodisiakum bekannt. Männer in der zweiten Hälfte des Lebens schätzen eine Tinktur aus ihrer Wurzel zur Linderung von Prostata-Beschwerden.

Brennnesseln sind zweihäusige Pflanzen. Gesammelt werden die Samen der weibliche Exemplare, die man daran erkennt, dass die Samenfäden mit den schweren Nüsschenketten nach unten hängen. Bei männlichen Pflanzen stehen die Fäden mit dem Blütenstaub zur Seite ab.

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Nicht nur beim Menschen beliebt…

Bleibt die Frage der Erntetechnik.

Natürlich kann man sich mit Handschuhen schützen, eine Schere benutzen oder bemüht vorsichtig sein, um die Brennhaare nicht zu verletzen. Eine andere Methode besagt, beim Pflücken von unten nach oben über den Stiel zu streichen. Da die Brennhaare nach oben hin abstehen, entgeht man so dem Stich und kann die Pflanze vor der Weiterverarbeitung trocknen. Getrocknet brennt sie nämlich nicht mehr.

Wer sich jedoch überwinden kann, den Stich zuzulassen, wird von der wehrhaften Pflanze abermals belohnt. Die Reizung kurbelt die Durchblutung von Haut und tieferliegenden Gewebeschichten an. Sogar Gelenkerkrankungen stehen auf der heilerischen To-Do-Liste der Brennnessel. Da lohnt sich doch ein Versuch.

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Die Ernte eines Wochenendes

Zum Trocknen kommen die Samen zuerst auf einen Teller und werden mehrmals am Tag gewendet, bis sie entgültig trocken sind. Wäre doch zu schade, wenn die Ernte zu feucht verpackt wird und im verschlossenen Glas schimmelt.

Und dann heißt es „Guten Appetit!“ Bei uns landet in fast jedem Gericht eine Handvoll der nussig schmeckenden Samen. Immer kleiner wird der Vorrat in der dunklen Hälfte des Jahres. Hoffentlich langt er auch in diesem Jahr bis zu dem Zeitpunkt im Frühjahr, bis die Brennnessel mit saftigen Trieben, neuen wieder ausschlägt.

Jetzt aber Kirschblüte!

Kaum ist man mal zwei Wochen nicht da, …

Es weißt so weiß!

… schon blühen die Bäume im Garten, was das Zeug hält! Gibt es was schöneres als die Kirschblüte? Wir sehen unsere Bäume zum ersten Mal in strahlendem Weiß.

Leider haben wir noch keine eigenen Bienen, sonst könnte man den Kirschenertrag vermutlich noch steigern. Das wird sich in den kommenden Jahren aber definitiv ändern. Bis dahin machen die Hummeln die Arbeit. Die gute Nachricht: Alle Pflanzen, die wir zuletzt in den Boden gesetzt haben, sind angegangen. Sogar die Bärlauchpflänzchen unter dem Kirschbaum. Timurs neuer Birnbaum treibt auch schon fleißig aus. Und – das Highlight – der Farn den ich im letzten Sommer in einem anderen Garten geschenkt bekommen habe, hat sich auch eingelebt.

Was für ein Job: So viele kleine Blüten!

Letztes Jahr waren noch kaum Nesseln im Garten. Dieses Jahr sind sowohl Taubnesseln als auch Brennesseln da. Weil die zu unseren Lieblingspflanzen gehören, dürfen sie auch bleiben. Zum Glück haben sie sich Plätze ausgesucht, die nicht zu den bevorzugten Stellen für den Gemüseanbau gehören.

Wie sich herausstellt, ist der Wurmkomposter der perfekte Ort, um Samen vorkeimen zu lassen. Man schmeißt einfach seine Gemüseabfälle hinein, schaut nach ein paar Tagen nach, ob kleine Plänzlein ihre Köpfe recken und setzt die dann in Mini-Gewächshäuser auf der Fensterbank um. Samenengpass gelöst. Tomaten, Kürbisse und Paprika haben wir auf die Art schon vorgezogen. Fehlt eigentlich nur noch das Ende der Nachtfrostperiode in Berlin und sie können nach draußen umziehen. Nächstes Jahr muss das Gewächshaus unbedingt eine Tür bekommen.

Ach ja: Weil die Bärlauchpesto-Voräte für das kommende Jahr bereits gedeckt sind, mussten neue Ideen her:

Grünes Glück für den Kühlschrank

Zum Beispiel Pesto aus Brennesseln, Giersch, Löwenzahn und dem Kraut der Karotten vom Wochenmarkt links ( abgeschmeckt mit Salz, Pfeffer, Pul Biber, Cardamom und Kurkuma ) und Bärlauchbutter mit ein bisschen Salz rechts.