Pretty in Pink

Was blüht denn da?

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Wimmelbild am Straßenrand

Rasenmähen zählt ganz klar nicht zu unseren Lieblingsbeschäftigungen unter den Gartenaktivitäten. Zu laut, bei 1.000 qm nicht wirklich ein Spaßfaktor und außerdem steht hinterher keine Blume mehr. Dumm für die Insekten. Im vergangenen Jahr haben wir deshalb das Experiment gewagt, komplett aufs Rasenmähen zu verzichten. Daraus ließen sich drei Erkenntnisse gewinnen:

  1. Gras und Wiesenpflanzen erreichen nur eine gewisse Höhe und wachsen nicht über unsere Köpfe.
  2. Neuen wilden Pflanzen gelingt es, bei uns Fuß zu fassen und sich zu verbreiten.
  3. Erstaunlich viele davon blühen pink-rosa-violett

Eine dieser Pflanzen ist das Gefleckte Lungenkraut Pulmonaria officinalis (auch bekannt als: Lungenwurz, Echtes Lungenkraut, Arzneilungenkraut, Fleckenkraut, Blaue Schlüsselblume, Fuchslungenkraut, Hirschmanngold, Unsere-lieben-Frauen-Milchkraut, Hirschkohl, usw.). 2019 bin ich ihm in unserem Garten zum ersten Mal begegnet und in diesem Jahr ist es bereits in mehreren Ecken zu finden.

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Aus Rosa wird Blau. Vorne lugt schon ein zartes Waldmeisterpflänzchen ins Bild.

Zum Frühlingsanfang, wenn auf der Wiese noch nicht allzu viel blüht, ist die hübsche Pflanze mit den violetten Blüten und den auffällig getupften Blättern kaum zu übersehen.

Pulmo ist das lateinische Wort für Lunge. Mit etwas Fantasie kann man die weiß getupften Blätter als Lunge mit ihren Bläschen interpretieren. Und so wundert es nicht, dass das Lungenkraut in der Volksmedizin – neben Blasenleiden und der Wundheilung – hauptsächlich als Tee bei Halsschmerzen, Heiserkeit, Erkältungskrankheiten und Husten zum Einsatz kommt.

Und nein, ich bin nicht etwa farbenblind. Junge Lungenkraut-Blüten sind rosafarben und wechseln erst später in das leuchtendes Blau. Der Ph-Wert des Zellsaftes verändert sich im Lauf des Erblühens von sauer nach basisch und sorgt für die wechselhafte Blütenfärbung. Beweis: Der kleine Nachzügler rechts unten im Bild.

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Hummeln willkommen!

Ein zuverlässig wiederkehrender Mitbewohner im Garten ist die Purpurrote Taubnessel Lamium purpureum. Dort, wo man sie nicht jätet, wächst sie ziemlich häufig, in diesem Jahr fast schon flächendeckend. Das freut Insekten und Menschen. Bienen und Hummeln sind auf Frühblüher wie die kleine, genügsame Taubnessel angewiesen. Zum Glück treibt sie immer wieder aus, so dass wir den Krabblern im Frühling einfach den Vortritt lassen und uns dann später im Jahr bedienen. Als Heilpflanze ist die Taubnessel in der Frauenheilkunde zuhause, sie regt die Nieren an und macht sich auch auf dem Speisezettel äußerst gut – z.B. im Salat, im Smoothie oder in der Suppe. Aus den kleinen Blüten kann man sogar einen Sirup kochen.

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Erst nach der Blüte zeigt das Silberblatt, woher es seinen Namen hat.

„Die Bestände umfassen häufig eine beträchtliche Zahl von Einzelpflanzen“, kann man bei der Recherche über Lunaria annua L., dem Einjährigen Silberblatt nachlesen. Diese Aussage lässt sich mit einem Blick über den Gartenzaun bestätigen. Während sich zu uns in den Garten nur ein paar vereinzelte Pflanzen verirrt haben, sieht es auf der anderen Seite des Waldweges ganz anders aus.

Ursprünglich aus Südosteuropa „eingewandert“, gilt das einjährige Silberblatt in Deutschland als Neophyt mit Status „auf dem Weg zur Einbürgerung“. Deshalb ist es auch nicht in unserer Kräuterheilkunde zu finden. Der Neuankömmling ist jedenfalls schon jetzt häufiger, als sein einheimischer Verwandter Lunaria rediviva L.

Später im Jahr soll das Silberblatt dann seinem Namen alle Ehre machen. Dann trägt es seine Samen in einer silbernen, scheibenförmigen Schote zur Schau, die ihm  Beinamen wie Silbertaler oder Judas-Silberling. Mit denen sät es sich dann eigenständig wieder aus. Sehr wahrscheinlich also, dass wir in den nächsten Jahren noch mehr von den leuchtend violetten Blüten zu sehen bekommen.

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